Da Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit bzw. durch den Verlust der Gehfähigkeit viel Zeit im Rollstuhl verbringen, ist gesundes Sitzen hierin umso wichtiger. Dauerhaftes Sitzen überlastet den Organismus. Zudem ist es für Menschen mit Handicap oder schwerwiegenden körperlichen Leiden oft gar nicht möglich, ihre Sitzposition eigenständig zu verändern. Dem gesunderhaltenden, richtigen Sitzen im Rollstuhl kommt eine große Bedeutung zu. Sitzfläche und Rückenlehne bilden dabei eine wichtige Einheit, die dem Becken und der Wirbelsäule Stabilität geben und Überbelastungen vorbeugen.
Folgende Aufgaben hat die Sitzeinheit zu erfüllen:
- Druckverteilung: Die Sitzeinheit sollte sich der Körperform ihres Nutzers anpassen und den Druck optimal verteilen, um Scherkräfte sowie Dekubiti, Gewebeschäden an Körperstellen, die erhöhtem Druck ausgesetzt sind, zu vermeiden.
- Stabilisation: Die Sitzeinheit sollte optimal ausgeformt sein, um den Körper mitsamt Becken und Wirbelsäule gut zu stützen, ohne deren Bewegungsfreiheit einzuschränken.
- Korrektur von Fehlhaltungen: Mit Hilfe von Sitzkeilen sowie schaumstoffhaltigen kleb- bzw. klettbaren Positionierungssets lassen sich Fehlhaltungen vermeiden und Verspannungen und Schmerzen vorbeugen.
Mit den folgenden Tipps können Sie ein gesundes Sitzen im Alltag unterstützen:
- Achten Sie darauf, dass neben den Oberschenkeln immer noch eine Handbreit Platz ist. Dann haben Sie die optimale Sitzbreite erreicht und Ihr Sitz ist nicht zu eng.
- Wenn Ihre Beinführung dauerhaft stabil über die gesamte Sitzfläche möglich ist, nähern Sie sich der für Sie richtigen Sitztiefe an. Ist dem nicht der Fall, sollten Sie nachjustieren.
- Die Rückenhöhe sollte anhand Ihrer tatsächlichen täglichen Sitzdauer im Rollstuhl eingestellt werden. Verbringen Sie nur gelegentlich am Tag Zeit im Rollstuhl, sollte die Rückenhöhe etwa einen Fingerbreit unterhalb Ihres Schulterblattes liegen. Verbringen Sie dagegen einen Großteil Ihres Tages im Rollstuhl, sollte die Rückenhöhe bis zum unteren Rippenbogen reichen.
- Neigen Sie zu Druckgeschwüren an empfindlichen Körperstellen, verwenden Sie auf der Sitzfläche zusätzlich ein Anti-Dekubitus-Kissen. Dieses gleicht Druck aus und ist in unterschiedlichen Ausführungen für unterschiedliche Haut-Beschaffenheiten und Bewegungstypen erhältlich.
- Für die Entlastung der Knie und der Knöchel ist die Einstellung des Fußbrett-Winkels wichtig. Ideal ist hier ein Winkel von 90 Grad, um ein optimales Resultat zu erzielen. Je nach Gesundheitsstatus, Mobilität und individuellen Gegebenheiten kann der individuell beste Winkel aber auch variieren.
Die Einstellung eines Rollstuhls ist immer ein Kompromiss aus verschiedenen Anforderungen und persönlichen Voraussetzungen. Achten Sie gerade bei der Erstversorgung darauf, für sich eine gute Sitzposition einzustellen, damit dauerhaftes Sitzen nicht von Nachteil ist und Ihnen ein komfortables und beschwerdefreies Sitzen möglich ist.
Bei Fragen zur richtigen Sitzposition wenden Sie sich an Rollstuhl-Experten Ihres Vertrauens. Diese können Ihnen eine nach Ihren individuellen Bedürfnissen und Anforderungen entsprechende Empfehlung aussprechen und Ihnen so zu mehr Lebensqualität und gesunderhaltendem Sitzen verhelfen.
Fotonachweis: www.unsplash.com